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David Rokeah. Ich wandle Einsamkeit um in Worte

Ausgewählt und mit einem Nachwort versehen von Michael Krüger
Suhrkamp Verlag/Jüdischer Verlag

Zwei Bände Rokeahs erschienen in den 80er Jahren: „Jerusalem“ (1981) und „Du hörst es immer“ (1985), von denen „Jerusalem“ eine, fast versteckt, Aufmerksamkeit und literarische Neugier weckte: „Aus dem Hebräischen unter Mitwirkung des Autors übertragen von ...“
Die Geschichte dieses Prozesses „Unter Mitwirkung des Autors übertragen ...“ ist einmalig und wird von Michael Krüger einem Krimidrama nach immer aufgeregt und angeregt mit detektivischer Detaillust und viel Liebe zu den allerpersönlichsten Dramafalten nachrecherchiert.
Kurz: Gedichte wurden nicht „übersetzt“, sondern in einem dialogisch äußerst anstrengenden kollektiv „übertragen“ - hätte da ein Mikrophon gestanden ...
Denn: Wer saß am gemeinsamen Arbeitstisch oder vielerorts dem von Lemberg nach Jerusalem geflüchteten Dichter gegenüber? Paul Celan allen voran mit zartsinnigsten Konflikten, Erich Fried, Nelly Sachs, W. H. Fritz, H. M. Enzensberger (mit mannigfachen Verdiensten), Friedrich Dürrenmatt, Gerhard Schönberner, Wera Lewin und – Michael Krüger selbst. Sein „Nachwort“ ist kein Nachwort, sondern eine brillant-knappe Exkursion ins israelisch-deutsche Literaturverhältnis, das an dieser Stelle vom kabbalistisch beheimateten Großvater Rokeahs und seiner Denk- und Schreibheimat über-schattet wurde – nicht immer zur Erleichterung der „Übertrager“.
Ich wandle Einsamkeit – Wunden – um in Worte – Wunder – nun für ein hörendes Herz, ein später Enkel aus Lemberg und Jerusalem des weisen Schlomo. Zu den Gedichten kann hier nichts gesagt werden, denn die Wüste und das Meer und die Stachelrosen wollen gehört werden wie bei Dan Pagis, Tuvia Rübner, Jehuda Amichai, Nathan Zach und Adam Zagajewski. Es begann mit den Psalmen und es geht – von Wunden zu Wundern – immer und überall weiter. „Du fragst nach der Zahl der Tore in Jerusalem. Ich zähle sieben Tore geöffnet für dich, vier Tore verriegelt für mich, ein goldenes Tor für den zögernden Messias.“ Helmut Ruppel

152 Seiten
24€