Frans Emil Sillanpää im Guggolz Verlag

Frommes Elend
285 Seiten
24,00€
Hiltu und Ragnar
140 Seiten
18,00€
Vier Jahre nach "Frommes Elend" erschien 1923 der Roman "Hiltu und Ragnar" in dem Silanpää das Schicksal von Hiltu beleuchtet, Jussis schon aus dem ersten Werk bekannter Tochter, die im Hause einer Rektorenwitwe ihre erste Anstellung als Hausangestellte antritt. Mit einem Umfang von hundert Seiten unterscheidet sich diese Erzählung im Handlungs- und Spannungsbogen deutlich von "Frommes Elend". Ragnar, der Sohn der Witwe hat Gefallen an dem neuen Dienstmädchen gefunden, daher bedrängt er seine Mutter eine aufgeschobene Reise endlich anzutreten, um mit Hiltu einige Tage allein verbringen zu können. Die jungen Menschen bewegen sich aufeinander zu, für einen Augenblick scheint sich eine Liebesgeschichte anzubahnen, doch die unterschiedliche Herkunft fordert ihren Preis. Ragnar verstört in seinem Drängen Hiltu und schließlich führt eine unglückliche Fügung zum tragischen Ende. Sillanpää beweist in dieser Geschichte sein Geschick für die psychologische Beschreibung, ausführlich werden die Gedanken der Heranwachsenden geschildert, Ragnars Hoffnungen und Enttäuschungen, aber auch die Verwirrtheit Hiltus, ihre Ängste und schließlich ihre Verzweiflung. In der Diskrepanz der Gedankengänge von Hiltu und Ragnar wird die Dramatik ihrer Situation offenkundig, ein gutes Ende war schon von vornherein ausgeschlossen. So lässt sich der Roman als deutliche Gesellschaftskritik lesen, die die moralischen Verwerfungen im finnischen Volk anprangert. Äußerst lesenswert ist auch das Nachwort der Ausgabe, Sillanpääs Biograf Panu Rajala beschreibt kurz und präzise die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte von "Hiltu und Ragnar". rb
Herbst 2015