PETRE M. ANDREEVSKI: QUECKE

Guggolz Verlag
"Quecke" schildert das Schicksal des mazedonischen Volkes während der Balkankriege und des Ersten Weltkrieges anhand der Lebensgeschichten von Jon und Velika, eines Ehepaares aus einfachen Verhältnissen, das unmittelbar in die politischen Auseinandersetzungen hineingezogen wird und die Schrecken des Krieges auf unterschiedlichste Weise erfahren muss. Die zwei parallel laufenden Erzählstränge vermitteln dem Leser ein beklemmendes Bild von den Schrecken des Ersten Weltkrieges in ihren vielfältigen Dimensionen. Dabei schildern die beiden Ich-Erzähler ihre Erlebnisse mit solch hoher Expressivität und einer Wortwahl so nah an der mündlichen Sprache, dass man Jon und Velika beim Lesen förmlich vor sich sieht, wie sie von ihrem Leben berichten. Zur damaligen Zeit erheben mit Serbien, Bulgarien und Griechenland gleich drei Staaten Anspruch auf das mazedonische Territorium, welches bis zum ersten Balkankrieg 1912 zum Osmanischen Reich gehörte. Während die Mazedonier langsam ein eigenes nationales Bewusstsein entwickeln, bleiben sie über viele Jahre hinweg ein Spielball der drei Besatzungsmächte, die mal um das eine, mal um das andere Gebiet Krieg führen und das Land immer wieder aufs Neue untereinander aufteilen. Die titelgebende Quecke, eines der am schwersten zu bekämpfenden Unkräuter, steht bei Andreevski metaphorisch für das mazedonische Volk, an dem die Nachbarstaaten von allen Seiten zerren wie der Bauer oder Gärtner an der Quecke und das sich dennoch nicht unterkriegen lässt. Der Guggolz-Verlag hat mit dem Roman "Quecke" von Petre M. Andreevski (1934-2006) ein Schlüsselwerk der mazedonischen Literatur endlich auch für den deutschen Buchmarkt zugänglich gemacht – fast vierzig Jahre nach seiner Erstveröffentlichung 1980. Es handelt sich um den ersten Roman des Autors, der sich zuvor bereits mit Lyrik- und Erzählbänden einen Namen in seinem Heimatland gemacht hatte. In Mazedonien gehört "Pirej", so der Titel im Original, bis heute zu den meistgelesenen Büchern. Nun wurde er von Benjamin Langer virtuos ins Deutsche übersetzt. jg
445 Seiten
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