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MARINA ACHENBACH. EIN KROKODIL FÜR ZAGREB

Edition Nautilus, 218 Seiten, € [D] 19,90 | € [A] 20,50

Als ein SA-Trupp an die Eisentür seiner Berliner Dachwohnung schlägt, flieht Ado von Achenbach aus Nazi-Deutschland zunächst nach Prag, dann weiter nach Jugoslawien, unter seinem Hemd ein kleines Krokodil. 1938 in Zagreb begegnet Ado der jungen Reporterin Seka: sie hat sich mit dem Emigranten zum Interview verabredet, weil er dem Zoo sein Krokodil schenken möchte. Diese Begegnung ist der Beginn einer großen Liebe.

In ihrem autobiografischen Roman Ein Krokodil für Zagreb erzählt die Journalistin Marina Achenbach die Geschichte ihrer Familie, verdichtet die Erinnerungen der Eltern und ihre eigenen in 120 Szenen. Dabei entsteht ein vielschichtiges, stimmungsreiches Bild aus persönlichen Erlebnissen und knapp skizzierten Gefühlen. Lebenswege, die bestimmt wurden durch die politischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts.

Das Leben der beiden ist geprägt von vielen Brüchen und Wendungen: 1939 wird die Tochter Marina in Zagreb geboren, wenige Jahre später der Sohn Andreas; als die Wehrmacht einmarschiert, gehen sie nach Berlin, weil dort Ados Mutter Paula lebt. Bald flüchtet Seka mit den Kindern aus dem bombardierten Berlin nach Ahrenshoop, während Ado im KZ Leuna inhaftiert wird.

Nach Kriegsende lebt die Familie in der DDR: in Weimar verwirklicht Ado von Achenbach seinen Traum von einer Schauspielschule. Das Scheitern der Ehe, der plötzliche Tod des Vaters: 1957 zieht die Mutter Seka mit den Kindern nach München, wagt einmal mehr den Neuanfang.

Ein Krokodil für Zagreb ist ein wunderbarer, berührender Erinnerungsroman, der sich liest, als schlage man in Gedanken ein mit Fotografien prall gefülltes Album auf und blättere darin und blicke auf ein Jahrhundertleben – auf das der Mutter Seka.

Seka galt als begnadete Erzählerin, die Tochter Marina Achenbach setzt nun mit ihrem Buch auf hinreißende Weise die Familien-Tradition fort. Renata Seremet