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RICHARD FORD. VALENTINSTAG

Hanser Verlag
übersetzt von Frank Heibert

In den USA hat das Glück Verfassungsrang: „pursuit of happiness“ gehört zu den unveräußerlichen Rechten des Menschen! Ach, sorry, Leben und Freiheit auch. Auf der Seite des „happiness“ hat Frank Bascombe, Fords Romanfreund seit vier Büchern, bisher nicht gelebt. Aber er kämpft sich weiter durch, im Buch ist er 74 geworden und blickt auf sein „beifallsloses“ Leben zurück und auf die Lage des Landes, und das in einem kunstvoll-flapsigen, bartresengefärbt-raunzigen Ton. Man hört rasch seine Passionsgeschichte: Überstandener Prostatakrebs, Loch im Herzen, kleiner Schlaganfall, zwei gescheiterte Ehen, ein früh verstorbener und ein unheilbarer Sohn, ALS heißt das Elend: „Amyotrophe Lateralsklerose.“ Vater und Sohn unternehmen eine letzte gemeinsame Reise. Sie geht zum „Maispalast“,einer „kremlartigen Hommage an Demeter“. Sie landen in einem Casino, einer Mischform von Mittelstandsvorhölle und Konsumentenparadies. Der Vater liest „Laber Rhabarber“ (Heidegger), der Sohn nennt ihn, der Lawrence heißt, Florence, um ihn mit der Nightingale boshaft-zärtlich zu sticheln. So fahren sie dahin in einer Klapperkiste von Wohnwagen, der „Warmer Wind“ heißt, in dem es so eiskalt ist, dass man nicht darin schlafen kann. „Pursuit of happiness“? „Wir tun, was Amerikaner zu tun pflegen – wir führen ein Gespräch, das kein echtes Gespräch ist, aber eine Art Verbindung schafft.“ Das Land ist ihm fremd geworden, toxische Begegnungen, Immobilienkrisen, Hurrikane, Finanzkrise, schließlich Trump. Das alles ist nicht traurig, es ist bewegend, ja, ein unvergessliches Leseerlebnis, Anteilnahme steigt im Leser auf. Nun sehen sich Richard Ford und Clint Eastwood nur ein wenig ähnlich, aber in der Entschlossenheit, nicht aufzugeben, sind sie sich sehr ähnlich. Irgendwo sagt der todkranke Sohn zu seinem Vater: „Ein tolles Leben hab ich nicht hingelegt, oder?“ „Nein. Aber du hast dich ordentlich geschlagen.“ Mehr will Frank Bascombe auch nicht in diesem Buch von Richard Ford, das man sehr berührt aus der Hand legt, weil es viel zu früh zu Ende ist. Helmut Ruppel

383 Seiten
28 €