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Jami Attenberg. Nicht mein Ding


Aus dem Englischen von Barbara Christ
Verlag Schöffling & Co
 
Andrea ist Ende 30, abgebrochene Kunststudentin, »im Prinzip Jüdin«, falls das eine Rolle spielt, und sie lebt in New York. Von ihrer ersten eigenen Wohnung aus, einem kleinen schäbigen Loft in Brooklyn, malt sie jeden Abend das Empire State Building, sechs Jahre lang, bis ein Neubau ihr die Aussicht versperrt. Der Job, den sie gefunden hat, macht sie nicht glücklich, sie hasst ihn sogar, aber immerhin lässt er die anderen Menschen in ihrem Leben aufatmen, weil er ihr scheinbare Sicherheit verschafft. Denn es sind die anderen, die mit Andreas Lebensart nicht zurechtkommen. Es sind die anderen, denen sie Angst macht - mit den wechselnden Männerbekanntschaften, mit dem Job, der nicht ihrer Selbstverwirklichung dient, mit der Überzeugung, dass sie kein Kind braucht. Sicher, Andrea zweifelt auch, aber sie weiß: »Die Beständigkeit meiner Unbeständigkeit. Sie gehört zu mir, so stehe ich da."
Als die Mutter aus New York wegzieht, ist das ein großer Einschnitt für Andrea. Jetzt muss sie allein zurechtkommen in der Stadt, ohne ihre unkonventionelle und streitbare Mutter. Es ist vielleicht ihr Moment des Erwachsenwerdens, ein Moment, in dem das Buch an Größe gewinnt, weil es schön ist zu erkennen, dass es mehr als nur einen Weg gibt, erwachsen zu werden, wenn man sich nur bewusst dafür entscheidet. Andrea ist eine spannende Figur, plastisch, nicht frei von Widersprüchen. Ebenso wenig geradlinig wie Andreas Leben ist die Erzählweise der Autorin: Der Text greift immer wieder bereits Erwähntes, scheinbar Belangloses auf und entwickelt auf diese Weise mit der Zeit eine schöne Tiefgründigkeit, die mit dem aufkommenden »Sex-and-the City-Gefühl« vom Anfang nichts mehr gemein hat. Nicht Ihr Ding? Vielleicht doch. nc
 
224 Seiten
€ 22,00