Siri Hustvedt: Die gleißende Welt

Rowohlt
Siri Hustvedt ist eine amerikanische Schriftstellerin, die brillante Essays schreibt, eine Intellektuelle, die Romane von stupendem Esprit und sprachlich feinnerviger Intuition verfasst. In ihrem neuen Buch "Die gleißende Welt" werden wir Leser zu einem (literarischen) Experiment verführt, das am Ende die (Un)Wahrheit und Vorurteile des amerikanischen Kunstbetriebs entlarvt. Hustvedt stellt eine weibliche Künstlerpersönlichkeit, Harriett Burden, in den Vordergrund, die, klug, belesen, philosophisch versiert, sich nicht auf ein Identitätsmerkmal festlegen lassen will. Voreingenommene Zuschreibungen und Bewertungen über ihre Kunst will sie mit einer Täuschung offenlegen: Sie wird ihre Objekte und Installationen unter der Maske männlicher Kollegen zeigen, nur um schließlich nach Jahren ihre eigene Urheberschaft offenzulegen. Das riskante Projekt scheitert, und Harriet Burden muss die Erfahrung machen, dass die Kunstwelt, wenn man ihre Scheinhaftigkeit und narzisstischen Triebe outet, gekränkt zurückschlägt. Mitnichten geht es der Autorin Hustvedt aber darum, über einen immer noch von männlicher Wahrnehmung dominierten Kunst-(und Literatur-)markt feministisch zu reflektieren. Vielmehr veröffentlicht sie das facettenreiche, sinnliche Porträt einer Frau, die durch ihre Tagebuchaufzeichnungen, die Stimmen ihrer Freunde und Kritiker, die Worte des Geliebten und ihrer Kinder, vielschichtig skizziert wird. Für die Winkelzüge in ihrer Biografie, die Wandlung ihrer Handlungen, die verletzliche Seite ihrer Suche nach Anerkennung findet Hustvedt eine suggestive Sprache. Und unterstellt ihrer Protagonistin noch so manch gelehrte Fußnote, als wolle sie sagen, dass die Komplexität einer Persönlichkeit selbst mit den klügsten Worten nicht eindeutig und in Gänze zu erfassen sei. be
496 Seiten
22,95€
Sommer 2015