Kent Haruf: Unsere Seelen bei Nacht

Diogenes Verlag
Eine verwitwete Frau, um die 70 Jahre, fasst sich ein Herz und fragt einen einen etwa gleichaltrigen Mann aus der Nachbarschaft, ob sie die Nacht bei ihm verbringen könne – ohne anzügliche Absichten, nur um die Einsamkeit abzumildern. Verdutzt, aber neugierug stimmt er zu und daraus entwickelt sich ein Verhältnis voller Liebenswürdigkeit und Vertrauen. Dies alles spielt sich in einer (fiktiven) amerikanischen Kleinstadt ab, von einem hier nahezu unbekannten amerikanischen Autoren, Kent Haruf (1943-2014), gekonnt in Szene gesetzt. Natürlich empören sich die sogenannten rechtschaffenen Mitbürger und auch die Kinder der beiden beobachten das zunehmend enger werdende Verhältnis mit Argwohn, zumal sie sich im Laufe der Zeit gemeinsam um einen Enkel kümmern, der ihre Fürsorge dringend braucht, da er unter der Trennung seiner Eltern sehr leidet.
Dies alles ist leise und diskret erzählt, niemals kitschig und immer glaubwürdig, und wenn man das Buch nach seinem melancholischen Ende schließt, bleibt man als Leser mit einem seltenen Gefühl zurück, das das Buch durchzieht – menschliche Güte. kp
208 Seiten
20,00 €